Narben sind nicht gleich Narben. Ihre Bedeutung ist abhängig davon, wie sie entstehen. Eine im Kindesalter erworbene Narbe wird oftmals seelisch anders verarbeitet als eine durch einen Unfall oder durch Kaiserschnitt entstandene Narbe. Menschen fügen sich Narben durch Auto-Aggression zu, etwa im Fall einer Borderline-Erkrankung oder Narben werden als Schmuck getragen. Dies gilt auch für Verletzungen des Körpers in Form von Schmissen z.B. bei schlagenden Studentenverbindungen, bei Tätowierungen oder Piercings.
Eine Veränderung unseres Körpers hat oft Folgen für die Identität bzw. soll diese sogar haben und wird aus diesem Grund angestrebt. Sie macht uns anders als die anderen. Für den Beobachter kann dies als fremd oder im Falle einer entstellenden Narbe als bedrohlich erlebt werden, denn er auch er könnte seine Unversehrheit verlieren. „Körperschmuck“ hingegen kann Individualität genauso wie Zusammengehörigkeit zu einer Gruppe repräsentieren. Bei einer unfreiwillig erlittenen Verletzung oder einer OP-Narbe sind Akzeptanz und Integration ins Selbstbild Schritte, um mit der Veränderung umgehen zu können und sich nicht als beschädigt zu erleben.
Interview mit Dr. Bettina Fromm zum Thema auf WDR 5 am 14.12.2018 Podcast hören